Sa, 20. April 2024
Close

Die vielen Gesichter von Stern Buchholz

  (rm). Stern Buchholz ist in den letzten Wochen in den Fokus der Berichterstattung gerückt. Seit dem bekannt geworden ist, dass hier in naher Zukunft eine Unterkunft für Flüchtlinge eingerichtet

  • Veröffentlicht April 13, 2015

 

Das Areal in Stern Buchholz ist in den letzten Wochen vor allem durch die Ankündigung der Einrichtung eines Flüchtlingslager bekannt geworden. Dabei hat Stern Buchholz viele Gesichter
Das Areal in Stern Buchholz ist in den letzten Wochen vor allem durch die Ankündigung der Einrichtung eines Flüchtlingslager bekannt geworden. Dabei hat Stern Buchholz viele Gesichter

(rm). Stern Buchholz ist in den letzten Wochen in den Fokus der Berichterstattung gerückt. Seit dem bekannt geworden ist, dass hier in naher Zukunft eine Unterkunft für Flüchtlinge eingerichtet werden soll, stehen die Diskussionen nicht still. Schwerin-Lokal hat sich einmal mit der Geschichte des Ortes befasst und interessante Entdeckungen gemacht.

 

Heute gehört Stern Buchholz zum Stadtteil Göhrener Tannen. Der Name ist abzuleiten vom ehemaligen Dorf Göhren, das Graf Helmold der Stadt Schwerin gemeinsam mit den Dörfern Zippendorf und Ostorf schenkte. Damit ging gleichzeitig das Buchholz in das Eigentum Schwerins über. Der Name Stern Buchholz geht auf eine sternförmige Kreuzung zurück. Hier kreuzten mehrere Strassen und Schneisen im damals überwiegend forstwirtschaftlich genutzten Waldgebiet. Die mittelalterliche Dömitzer Landstrasse war über Jahrhunderte eine der Landstrassen. Durch die lange militärische Nutzung ist heute vom ehemaligen Stern fast nichts mehr erhalten. In einem erhaltenem Dokument von 1590 wird das bewaldete Gebiet erwähnt und das hier armen Bürgern durch die Grafen erlaubt war ihr Brennholz für die kalten Winter zu sammeln. Sie durften ihr Leseholz auf dem Nacken tragen. Im 17. Jahrhundert berichten Chronisten über eine Schäferei und Meierei im Stern Buchholz. Immer wieder wird über den überhand nehmenden Holzdiebstahl geklagt. Jahrhunderte war der Wald um Stern Buchholz ein Erfolgversprechendes Jagdrevier der adligen Jagdgesellschaften aus Schwerin und aus der näheren Umgebung.

 

Von der Pferderennbahn zum Militärstützpunkt

 

Im Jahr 1822 begann die militärische Nutzung. Im Buchholz entstand für das Mecklenburger Militär ein Artillerieschießplatz. Im September des gleichen Jahres fanden dann erste Schießübungen statt.

 

1861 bis 1870 fanden hier auf einer neu errichteten Rennbahn Pferderennen statt. Die ungünstige Lage der Sportanlage war dann aber wohl ein Grund dafür dass die Rennen in den Siebziger Jahren eingestellt wurden.

 

ANZEIGE

Noch Ende des 19. Jahrhunderts schwärmten Reiseführer von den wunderschönen Wald- und Wanderwegen im Buchholz. Der stille Waldfrieden und der Reichtum an Dam- und Rotwild wird in den Überlieferungen immer wieder erwähnt.

 

Mit dem Landfrieden sollte es 1935 vorbei sein. Nördlich der Eisenbahnstrecke Schwerin- Parchim begann die Deutsche Wehrmacht mit dem Bau von Versorgungsdepots für ihre Armeekorps. Noch wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs begann das Regimes mit dem Bau einer Heeresmunitionsanstalt und eines Munitionslagers. Bis zum Kriegsende existierten die Heereseinrichtungen auf dem Gebiet. Der Transport der Granaten erfolgte mit Güterzügen über den neu geschaffenen eigenen Haltepunkt Stern- Buchholz.
Im Frühjahr 1945, kurz vor Ende des Krieges kam es auf dem Haltepunkt zu einem Unglück. Ein Munitionszug explodierte, es gab Tote und Verletzte.

 

Unmenschliche Zustände im Kriegsgefangenenlager

 

In Stern-Buchholz entstand im November 1940 ein Nebenlager des auf dem Dreesch bestehenden Kriegsgefangenenlagers. Die Mehrzahl der Gefangenen in Stern- Buchholz waren Sowjetsoldaten, sie wurden als Arbeitskräfte im Munitionsbereich eingesetzt. Die unmenschlichen Lagerbedingungen, vor allem der sowjetischen Gefangenen führten dazu, dass hunderte Soldaten ihr Leben verloren. Am 2. Mai 1945 wurden die letzten Überlebenden von amerikanischen Truppen befreit.
Nach dem Abzug der alliierten Truppen sprengte die Sowjetarmee die technischen Anlagen der Munitionslager. Bis 1993 nutzte die Rote Armee Stern Buchholz.

 

Ein Teil des Gebietes wurde in den Gründerjahren der DDR für ihre im Aufbau befindliche Armee in Beschlag genommen. Armeestandort blieb Stern- Buchholz bis zum Ende der DDR. 1990 wurden die NVA Kasernen von der Bundeswehr übernommen. Die Kasernen erhielten 1993 den Namen des preußischen Generalfeldmarschalls Gerhard Lieberecht von Blücher.

 

Am 31. März 2007 erfolgte die Auflösung der Bundeswehreinheiten aus Stern-Buchholz gemäß dem Bundeswehrstrukturkonzept. Damit endete eine jahrhunderte militärische Nutzung des Buchholzes.

 

Einige Kasernengebäude werden heute von verschiedenen Betrieben genutzt. In zwei der Häuser werden ab Juni 2015 die ersten Flüchtlinge einziehen.

 

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert