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Gemeinsames Gedenken an Marianne Grunthal die ermordeten Häftlinge des KZ Wöbbelin

    (rm). Auch wenn schon 70 Jahre her, darf die Ermordung der Lehrerin Marianne Grunthal, noch wenige Stunden vor der Befreiung, nicht vergessen werden. Ebenso wenig dürfen die ermordeten

  • Veröffentlicht Mai 3, 2015

 

Grunthal 3

 

(rm). Auch wenn schon 70 Jahre her, darf die Ermordung der Lehrerin Marianne Grunthal, noch wenige Stunden vor der Befreiung, nicht vergessen werden. Ebenso wenig dürfen die ermordeten Häftlinge des KZ Wöbbelin in Vergessenheit geraten. Die Landeshauptstadt Schwerin  und der Landkreis Ludwigslust-Parchim erinnerten gestern in einer gemeinsamen Feststunde an diese Verbrechen.

 

Wahrscheinlich waren es einige SS-Wachmänner des Todesmarsches, die in Schwerin ein unfassbares Verbrechen begingen. Das Kriegsende vor Augen, wurde von den Verbrechern in SS-Uniform auf dem Bahnhofsvorplatz die aus Zehdenick bei Berlin stammende Lehrerin Marianne Grunthal an einem Fahrleitungsmast der Straßenbahn erhängt. Grunthal hatte sich am Morgen erleichtert über den Tod des Führers geäußert. Der Flüchlingstreck lagerte in Zippendorf in Höhe der Gaststätte „Zur Eiche“. Die Lehrerin wurde denunziert, SS- Leute ergriffen die Frau, schlugen auf sie ein. Bewusstlos wurde sie auf einen Wagen geworfen. Das Auto fuhr über die Crivitzer Chaussee nach Schwerin. Die Henker brachten ihre Gefangene ins damalige Kreishaus der NSDAP in der Hindenburgstrasse 16/18. ( Zum Bahnhof) Nach Konsultation mit dem Kreisleiter Röpcke wurde Marianne Grunthal zum Bahnhofsvorplatz geführt. Ihr wurde ein Schild mit der Aufschrift „ So spricht eine deutsche Frau: Gott sei Dank, dass der Führer tot ist“, umgehängt.

 

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Es war 12 Uhr, die Amerikaner hatten den Marienplatz erreicht, wenige Minuten, die über Leben und Tod der Frau entschieden.
Im Rathaus erfuhren Oberbürgermeister Crull und ein zufällig anwesender Oberleutnant Euringer etwas über das Geschehen. Der Oberleutnant eilte zum Bahnhof, traf aber zu spät auf dem Platz ein. Die SS- Verbrecher hatten die Frau schon erhängt. Fast 100 Schweriner sollen dem Mord zugesehen haben. Keiner der Anwesenden tat etwas um die Tat zu verhindern. Euringer ließ die getötete Lehrerin von Anwesenden abnehmen, die nun völlig betrunkenen SS-Leute vertrieb er.

 

70 Jahre danach fand erstmals eine gemeinsame Veranstaltung des Landkreises Ludwigslust Parchim, der Gedenkstätte Wöbbelin und der Landeshauptstadt Schwerin statt. Gemeinsam mit Zeitzeugen, Familienangehörigen von Überlebenden des Lagers Wöbbelin, legten Schweriner Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete und Vertreter verschiedener Verbände in einer Feierstunde Kränze zum Gedenken der Opfer nieder.

 

Grunthal 1Stadtpräsident Stephan Nolte betonte in seiner Rede den sinnlosen Tod Marianne Grunthals. Niemals dürfe dieses Verbrechen vergessen werden.

 

In eindringlichen Worten erinnerte die Vertreterin der Mahn und Gedenkstätte Wöbbelin an die Toten des nur wenige Wochen bestehenden KZ vor den Toren der Stadt Ludwigslust. „ Wir konnten das KZ riechen bevor wir es sahen“, berichteten die amerikanischen Befreier später über die grausamen Zustände in dem Lager. Noch Wochen nach der Befreiung starben hunderte ehemalige Häftlinge an den Folgen der unmenschlichen Behandlung durch die SS-Wachmannschaften. „Gemeinsam gedenken wir heute der Opfer dieser Barbarei, ob in Schwerin oder in Wöbbelin.“ so die Rednerin.

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