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Ein Blick auf Rico Badenschiers Vorgänger

Schwerin, 02.11.2016 (stm). Am 18. September  fand in Schwerin die Stichwahlen zum Amt des Oberbürgermeisters statt. Dr. Rico Badenschier (SPD) ging aus dieses Wahl als Sieger hervor. Gestern nun trat

  • Veröffentlicht November 2, 2016

Schwerin, 02.11.2016 (stm). Am 18. September  fand in Schwerin die Stichwahlen zum Amt des Oberbürgermeisters statt. Dr. Rico Badenschier (SPD) ging aus dieses Wahl als Sieger hervor. Gestern nun trat der Neue sein Amt an. Eine gute Gelegenheit einmal auf die Vorgänger zu schauen.

 

Im Schweriner Rathaus möchte man die Ergebnisse der Überprüfung der Stadtvertreter auf ihre tätigkeit für die Staatssicherheit am liebsten geheim halten.

90 Bürgermeister dokumentiert

 

Zeit sich einmal mit den Vorgängern Badenschiers im Rathaus der Landeshauptstadt zu beschäftigen. Traditionell gab es im Schweriner Rathaus immer zwei Bürgermeister, von denen der ranghöhere Amtsinhaber seit 1919 als Oberbürgermeister bezeichnet wurde. Unter dieser Bezeichnung ist Badenschier die Nummer 20 auf dem Chefsessel. Im Buch „Schwerin- Geschichte der Stadt“ werden  90 Bürgermeister in der Stadtgeschichte erwähnt. Der erste namentlich bekannte Bürgermeister war Hermann Wickendorp. Dieser leitete die Geschicke der Stadt von 1353 bis 1358.

 

Amtszeiten länger als der Bestand der DDR

 

Bemerkenswert sind die langen Amtszeiten einiger Bürgermeister, so von Carl Tackert, der von 1883 bis 1911 Bürgermeister war.  Aber auch Wilhelm Christoph Ludolph Brandt, der das Amt von 1763 bis ins Jahr 1800 inne hatte. Mit 43 Jahren im Amt, schlägt  Brandts Nachfolger Rudolph Christian Heinrich Kahle alle seine Amtskollegen. Er bekleidete das Amt von 1800 bis 1843, so berichten erhaltene Akten im Stadtarchiv.

 

Hexenjäger Stamwede und Rehabilitation unter Gramkow

 

Von 1669 bis 1702 war einer der eifrigsten Hexenjäger Schwerins Bürgermeister der Stadt. Simon Stamwede verurteilte in seiner Amtszeit dutzende unschuldige Männer und Frauen zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Angemerkt sei, dass alle von Stamwede verurteilten Männer und Frauen bis ins Jahr 2016 rechtmässig verurteilte Hexen und Hexer waren. Erst mit dem Beschluss der Stadtvertretung, die Opfer der Hexenprozesse zu rehabilitieren, wurden diese Urteile aufgehoben.

 

Bürgermeister Bade Platz – Wer war Bade?

 

Heinrich Ludwig Carl Christian Bade wurde 1823 in Röbel geboren. Er starb am 30. März 1908 in Schwerin. Bade studierte Rechtswissenschaften, war nach dem Studium Rechtsanwalt in Güstrow. 1858 Senator in Schwerin, 1866 Polizeidirigent und 1879 Zweiter Bürgermeister, ehe er 1883 Erster Bürgermeister der Residenzstadt wurde. Noch im selben Jahr erhielt er den Charakter eines Geheimen Hofrats. Große Verdienste erwarb sich Bade um die Entwicklung des Schulwesens in Schwerin, ebenfalls um die Weiterentwicklung des Feuerlöschwesens.

1898 beantragte Bade aus gesundheitlichen Gründen seine Versetzung in den Ruhestand. Dieser wurde ihm vom Magistrat mit Wirkung zum ersten Juli 1898 gestattet. Heute wird dem verdienstvollen Bürgermeister mit einem Platz in der Landeshauptstadt gedacht.

 

Kürzeste Amtszeit; Günther Berlin regierte 12 Tage

 

Im Jahr 1945 hatte Schwerin innerhalb eines Jahres fünf Oberbürgermeister. Nachdem amerikanische Truppen Schwerin kampflos befreiten,  hatte der nationalsozialistische Amtsinhaber Richard Crull noch bis zum 12. Mai 1945 seinen Posten im Rathaus. Sein Nachfolger Dr. Günther Berlin war ganze 12 Tage Oberhaupt der Stadt. Damit ist er der am kürzesten regierende Bürgermeister Schwerins. Sein Nachfolger  Dr. Heinz Maus wiederum brachte es auf 74 Tage im Amt, bevor er seinen Posten an Erich Wiesner abgab und in die Landesregierung wechselte.

Wiesner, der erste Kommunist auf dem Stuhl des Oberbürgermeisters, blieb bis zum 30. November auf seinem Posten. Dann wechselte auch er in die Landesregierung.

 

Der Bürgermeister, der volltrunken von der Polizei abgeholt wurde

 

Auf Wiesner folgte am 1. Dezember 1945 mit Christoph Seitz  ein Bürgermeister der sich, selbst in den Augen seiner Mitgenossen, durch seinen Führungsstil alles andere als beliebt machte. Im Landesarchiv befinden sich Akten, die Seitz einen diktatorischen Arbeitsstil vorwerfen, auch soll der aus Rostock stammende Seitz dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen sein. So kam es schon mal vor das der OB volltrunken von Polizisten aus den Gaststätten geholt werden musste.

1949 endete Seitz Amtzeit und er wurde an die Botschaft in Prag berufen.

 

Die erste Frau auf dem OB-Sessel

 

Mit Johanna Blecha wurde 1949 die erste Frau in der Geschichte der Stadt Bürgermeisterin von Schwerin. 2008, ein halbes Jahrhundert später, errang mit Angelika Gramkow die zweite Frau den Posten einer Oberbürgermeisterin.

 

Der erste abgewählte OB

 

Norbert Claussen, der von 2002 bis 2008 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt war, musste nach 6 Jahren sein Amt abgeben. In Lankow war ein kleines Mädchen zu Tode gekommen und Claussen mussten die Konsequenzen ziehen, Angelika Gramkow gewann die nun folgende Neuwahl mit nur wenigen Stimmen Vorsprung gegen den ehemaligen SPD-Innenminister Timm.

 

Der 8. Doktor an der Spitze der Stadt

 

Der nun offiziell eingeführte Oberbürgermeister Dr. Badenschier hat sieben Vorgänger, die ebenfalls einen Doktortitel führten. Hier ist es bemerkenswert das drei Amtsinhaber unter der Nazidiktatur amtierten und vier Oberbürgermeister unter der SED-Diktatur in der DDR. Dr. Helmut Oder war der letzte Amtsinhaber der SED in der DDR. Am 25. Mai 1990 trat die neu gewählte Stadtvertretung Schwerins zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Zum neuen Oberbürgermeister wurde Johannes Kwaschik gewählt. Er gehörte zu den Mitbegründern der SPD in der DDR und war bis ins Jahr 2002 Amtsinhaber in der Landeshauptstadt. Er wurde im Jahr 2002 von  Norbert Klaussen abgelöst.

 

Seit dem 1. November ist nun Dr. Rico Badenschier im Amt. Man darf gespannt sein, welche Rolle er in der Geschichte unserer Stadt spielen wird.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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