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Sportentwicklungsplanung abgeschlossen: Gutachten plant ohne Paulshöhe

Schwerin, 22.09.2017 (red/sr). Im vergangenen Jahr wurde seitens der Landeshauptstadt eine Sportentwicklungsplanung in Auftrag gegeben. Die neue Planung sollte das im Jahr 2010 beschlossene Sportentwicklungskonzept auf den Prüfstand stellen und

  • Veröffentlicht September 22, 2017

Schwerin, 22.09.2017 (red/sr). Im vergangenen Jahr wurde seitens der Landeshauptstadt eine Sportentwicklungsplanung in Auftrag gegeben. Die neue Planung sollte das im Jahr 2010 beschlossene Sportentwicklungskonzept auf den Prüfstand stellen und neue Handlungsempfehlungen geben. Umgehend wird nach der Veröffentlichung des Ergebnis nun aber Unmut laut. Insbesondere der Umstand, dass auch das Gutachten den Abriss der Paulshöhe vorsieht, stößt bei den Abrissgegnern auf Unverständnis.

Von Stefan Rochow

 

Luftaufnahme des Sportplatz Paulshöhe in Schwerin. Foto: Stephan Martini

 

Im letzten Jahr fand eine umfangreiche Befragung im Zusammenhang mit der Sportentwicklungsplanung der Landeshauptstadt statt. Das Ergebnis liegt nun in den Ausschüssen der Schweriner Stadtvertretung. Am vergangenen Dienstag wurde das über 240 Seiten umfassende Gutachten in den Hauptausschuss eingebracht. Am Ende des Beratungsprozesses in den Fachgremien wird dann ein Beschluss der Stadtvertretung stehen.

 

Vorgelegte Sportentwicklungsplanung bildet eine gute Basis

 

Wissenschaftlich begleitet wurde das Gutachten von einem Forschungsteam des  Instituts für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg. In der Sportentwicklungsplanung wurde die Größe und der Bauzustand der kommunalen Turnhallen und Sportplätze in Schwerin  bewertet, Stärken und Defizite der Sportstätten benannt und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Das das im Jahr 2010 beschlossene Sportentwicklungskonzept noch einmal auf den Prüfstand gestellt wurde, ist vor allem dem Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre geschuldet.

 

„Unsere Planung muss sich an den konkreten Sportbedürfnissen  der Schwerinerinnen und Schweriner orientieren, aber auch unsere finanziellen Möglichkeiten berücksichtigen. Die jetzt vorgelegte Sportentwicklungsplanung bildet eine gute Basis, um die unterschiedlichen Belange des Sports in unserer Stadt angemessen zu berücksichtigen und die Diskussion nicht auf einzelne Standorte und Sportarten zu verengen“, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier am Dienstag zur Einbringung der Sportentwicklungsplanung in den Hauptausschuss.

 

Nach Einschätzung der Gutachter ist die Landeshauptstadt insgesamt gut mit Sportanlagen ausgestattet. „Das flächenmäßige Defizit im Bereich unserer Sporthallen, wo derzeit ca. 1.500 m² für den Schul- und Vereinssport fehlen, gleichen wir perspektivisch aus. Mit dem Ersatzneubau der Turnhalle der Grundschule Lankow wird im Februar nächsten Jahres begonnen. Geplant ist auch eine weitere Turnhalle in der Weststadt für die dort neu zu errichtende Regionalschule.“, so der städtische Fachgruppenleiter für Sport Matthias Tillmann.

 

Neubauten und Schließungen bei Sportplätzen

 

im Bereich der Sportplätze empfiehlt das Gutachten genauso Neubauten wie auch die Schließung von Sportplätzen. Um den Bedarf an Sportfreiflächen für die Sportarten Fußball, Hockey und Faustball perspektivisch abzudecken, gibt es konkrete Vorschläge. In Lankow soll der Neubau eines Rasensportplatzes und am Lambrechtsgrund der Neubau eines Kunstrasenplatzes erfolgen. Der Sportplatz Großer Dreesch sollte zu einem Kunstrasenplatz umgebaut und die Sportanlage Paulshöhe geschlossen werden. Auch für die Sportanlage Görries ist bei rückläufigem Bedarf eine schrittweise Schließung vorzusehen.

Abrissgegner der Paulshöhe hatten gehofft, dass das neue Gutachten den Erhalt der Paulshöhe empfehlen könnte. Das stattdessen die Sportanlage Görries vorerst erhalten bleiben soll, stößt daher auf Unverständnis. Ursprünglich hatte das Sportentwicklungskonzept 2010 sowohl die Schließung der Sportanlage Görries als auch die Paulshöhe vorgesehen.  „So gut das Konzept auch gemeint ist. Von Anfang an einen bestehenden und aktiv bespielten, sowie ausgelasteten, Platz auszuklammern, zielt einzig auf das Verkaufsinteresse der Stadt, gefordert vom Innenminister, ab.“ heißt es daher aus Kreisen der Abrissgegner.

 

Um die Sportanlage doch noch zu retten, hat die „Initiative zur Rettung der Paulshöhe“ einen Einwohnerantrag auf den Weg gebracht. Bis November ist die Unterschriftenaktion gerade erst verlängert worden. Die nötigen Unterschriften zur Initiierung des Einwohnerantrags sollen nach Angaben der Initiative schon jetzt zusammengekommen sein. Trotzdem möchte man auf sicher gehen und sich noch einen Puffer verschaffen. In der Novembersitzung der Stadtvertretung soll dann über den Antrag der Initiative abgestimmt werden.

 

Finanzielle Verwertbarkeit ist entscheidend

 

Das es tatsächlich finanzielle Gründe sind, die gegen den Erhalt der Paulshöhe sprechen, hatte Schwerins Finanzdezernent Andreas Ruhl auch in der Sitzung der Stadtvertretung am vergangenen Montag gesagt. So wäre eine „Verwertbarkeit“ der Sportanlage Görries nicht möglich, da sie nicht im Besitz der Landeshauptstadt ist. Anders hingegen bei der Paulshöhe. Hier sei die Stadt Eigentümerin der Anlage. Weiter gehe man aufgrund der Lage von einer guten Verwertbarkeit der Anlage aus.

Die Abrissgegner lassen diese Argumente aber nicht gelten. Sie hätten sich gewünscht, dass man die Paulshöhe im Gutachten nicht sofort ausgeklammert hätte. „Das Konzept hat die Paulshöhe mit einzubeziehen, genauso wie Görries und Krösnitz.“, so die Meinung.

 

Schwerin beim sportlichen Organisationsgrad an zweiter Stelle

 

Das vorliegende Gutachten gibt weiter interessante Einblicke in das Sportleben der Schwerinerinnen und Schweriner. Den aktuellen Planungen liegt eine repräsentative Befragung von 7500 Schwerinerinnen und Schweriner nach ihren Sportbedürfnissen und Bewegungsgewohnheiten zugrunde. Die Ergebnisse wurden anschließend im Rahmen öffentlicher Workshops mit den Experten der Fachverwaltung, der Sportvereine, Schulen, Kindertagesstätten und kommerziellen Sport- und Bewegungsanbieter diskutiert und modifiziert.

Breitensport wird in der Landeshauptstadt großgeschrieben. 83 Prozent der Schwerinerinnen und Schweriner  treiben Sport oder sind in irgendeiner Form bewegungsaktiv. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) ist in einem Sportverein organisiert, damit liegt die Landeshauptstadt beim sportlichen Organisationsgrad an zweiter Stelle in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Befragungen der Schweriner Bevölkerung, der Schulen, Kindertageseinrichtungen und der Sportvereine haben ergeben, dass sich sportaffine Menschen in der Landeshauptstadt den Ausbau des Radwegenetz, beleuchtete Lauf- und Skaterstrecken und eine größere  Multifunktionalität von Sportstätten wünschen, um auch Trendsportarten gerecht zu werden. Als notwendig erachtet wird auch eine verstärkte Zusammenarbeit von Sportvereinen mit Kindertageseinrichtungen und Schulen.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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