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Ist der Fahrradstreifen auf dem Obotritenring gefährlich?

Schwerin, 20.06.2016 (red/sr). Ist der Fahrradstreifen auf dem Obotritenring für Fahrradfahrer bei Tempo 50 sicher? Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen sagen nicht und wollen eine Tempo 30 -Zone.

  • Veröffentlicht Juni 21, 2016

Schwerin, 21.06.2016 (red/sr). Ist der Fahrradstreifen auf dem Obotritenring für Fahrradfahrer bei Tempo 50 sicher? Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen sagen nicht und wollen eine Tempo 30 -Zone.

Von Stefan Rochow

obotritenring

 

Sollen Autofahrer auf dem Obotritenring nur noch 30 km/h fahren dürfen? Diese Frage wurde vor einigen Jahren intensiv diskutiert. Vor allem mit den Stimmen der CDU und der LINKEN, blieb es am Ende bei Tempo 50 auf dem Ring. Viele Autofahrer freuten sich über diese Entscheidung.

Damals verständigte man sich weiter über einen Fahrradstreifen und die Optimierung der Ampelschaltung. Gerade die Ampelschaltungsoptimierung wäre ein guter Schritt: Jeder Autofahrer kennt sicherlich die langen Standzeiten von Ampel zu Ampel, wenn man über den Obotritenring fährt. Gerade während des Hauptverkehrszeiten führt das regelmäßig zu Stau auf dem Ring. Das ist eine bis heute unbefriedigende Situation für die Autofahrer.

 

Fährt bei Radfahrern die Angst mit?

 

Die Stadtfraktion Bündnis 90 / Die Grünen sieht aber in der jetzigen Situation vor allem eine große Gefahr für die Fahrradfahrer auf dem Fahrradstreifen. Diesen Streifen gibt es nun seit Kurzem und die Verunsicherung scheint groß zu sein. Laut einem in der vergangenen Woche von der Schweriner Volkszeitung (SVZ) durchgeführten Praxistest, fährt bei vielen Fahrradfahrern die Angst mit. „Meine Fraktion ist von Anfang an für Tempo 30 auf dem Obotritenring eingetreten, das hätte den Lärm reduziert und die Sicherheit des Radverkehrs erhöht, wurde aber insbesondere vor der CDU und den LINKEN abgelehnt. Die Folgen sehen wir jetzt. Einen Fahrradstreifen auf einer vierspurigen, vielbefahrenen Straße mit Tempo 50 zu beschließen, war eine gefährliche Fehlentscheidung – wie der Praxistest jetzt beweist.“ kritisiert Cornelia Nagel, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen in der Schweriner Stadtvertretung die jetzige Umsetzung des Fahrradstreifens.

Auch ihr Stellvertreter Arndt Müller stößt in das gleiche Horn. „Nach einigen Tagen Erfahrung fühle ich mich auf dem Radstreifen ebenfalls nicht sicher. Die Kraftfahrzeuge, insbesondere LKW, fahren sehr dicht und mit hoher Geschwindigkeit an den Radfahrern vorbei.“, meint er.

 

Seit Jahren rückläufige Unfallzahlen

 

Neben dem Gefühl der Angst, wäre es aber auch ratsam, einmal auf die Erfahrungen der letzten Jahre mit verkehrsberuhigten Zonen im Stadtgebiet zu schauen. Im Februar des letzten Jahres hat die Polizeiinspektion zu diesem Thema gegenüber der Stadtvertretung eine Stellungnahme abgegeben. Da heißt es beispielsweise im Zusammenhang mit der Neumühler Straße, die eine Tempo 30-Zone wurde:

„Im Überprüfungszeitraum von jeweils 2,5 Jahren wurde in der Neumühler Straße, mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h, lediglich zwei Verkehrsunfälle (VU) mit der Unfallursache ‚unangepasste Geschwindigkeit‘  aufgenommen. Im gleichen Zeitfenster und Saisonzeit wurden bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h ein VU mit der Unfallursache ‚unangepasste Geschwindigkeit‘ registriert.“

Über die Robert-Belz-Straße, die sowohl eine Tempo 30 – Zone ist und über einen Fahrradstreifen verfügt, heißt es in der Stellungnahme:

„In der Robert-Beltz-Straße (jeweils 1 Jahr) haben wir hier ein Verhältnis von einem VU (50 km/h) zu null VU(30 km/h).“

Signifikante Unterschiede, so in der Langzeitbeobachtung, gäbe es durch die Verkehrsberuhigung nicht. Weiter wird in der Stellungnahme festgestellt, dass es im gesamten Stadtgebiet seit Jahren rückläufige Unfallzahlen gibt. Einen Teilaspekt für diese Entwicklungen sieht die Polizeiinspektion auch in der Reduzierung der Geschwindigkeit. Viel entscheidender, so die Einschätzung der Polizei, scheint aber der permanente Kontrolldruck zu sein. Seit vielen Jahren führt die Polizei regelmäßig Verkehrskontrollen im Stadtgebiet durch.

 

„Grüne Welle“ bei Tempo 50 nicht möglich

 

Ärgerlich ist für die Fraktion aber auch die Optimierung der Ampelschaltung. Hier scheint die Stadtverwaltung inzwischen das Optimum herausgeholt zu haben. „Das Verkehrsamt gab bereits 2013 den Hinweis, dass die Ampelschaltungen auf dem Obotritenring für Tempo 50 bereits optimiert sind. Eine Anfrage unserer Fraktion an die Verwaltung im Mai 2016 bestätigte diese Aussage.“, sagt Cornelia Nagel.

Tatsächlich heißt es in der Antwort der Oberbürgermeisterin wortwörtlich: „Bei Tempo 50 ist es mathematisch unmöglich, kontinuierliche Grünbänder für die gesamte Strecke und für beide Fahrtrichtungen anzubieten.“ Wer also auf eine Grüne Welle auf dem Obotritenring hoffte, der ist durch diese Aussage eines Besseren belehrt. Die Grünen fühlen sich nun durch Baudezernent Bernd Nottebaum getäuscht. „Die Aussage von Verkehrsdezernent Nottebaum, dass es bei Tempo 50 auf dem Obotritenring eine ‚Grüne Welle‘ geben wird, entspricht also nicht den Tatsachen. Bei Tempo 30 gäbe es, laut der bisherigen Verkehrsuntersuchungen, noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Ampelkoordinierung.“, sagt Nagel.

Für die bündnis-grüne Fraktion bleibt es daher dabei, dass auf dem Obotritenring Tempo 30 gelten muss. Nur so sei sowohl die Sicherheit der Fahrradfahrer als auch die optimale Durchquerung durch die Autofahrer gewährleistet.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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