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Ist weniger mehr? Wem der Niedrigzins nutzt

Dass sich das allgemeine Zinsniveau auf einem historischen Tiefpunkt befindet, ist nichts Neues. Dass es wahrscheinlich noch lange so bleiben wird, hingegen schon. So rechnet Peter Bofinger, eines der fünf

  • Veröffentlicht September 22, 2016

Dass sich das allgemeine Zinsniveau auf einem historischen Tiefpunkt befindet, ist nichts Neues. Dass es wahrscheinlich noch lange so bleiben wird, hingegen schon. So rechnet Peter Bofinger, eines der fünf Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung damit, dass die Zinsen noch mindestens fünf Jahre auf dem derzeitigen Niveau bleiben werden. Eine Ansicht, die zahlreiche Experten mit dem renommierten Ökonom teilen. Wir beleuchten die Situation und schauen uns an, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringt.

Finstere Zeiten für Anleger

Für Sparer ist der anhaltende Niedrigzins mehr Fluch als Segen. Selbst wer sein Geld langfristig anlegen möchte, bekommt – sofern es denn eine sichere, festverzinsliche Anlage sein soll – wenig Zinsen, im Extremfall zahlt man sogar dafür: Im Juni fiel der Zinssatz für deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf -0,003 % und damit erstmals in den negativen Bereich. Rechnet man noch die Inflationsrate (derzeit ca. 0,4 % pro Jahr) ein, wird klar: Mit klassischen Geldanlagen kann sich momentan niemand reichsparen, in manchen Fällen werden sie gar zum Verlustgeschäft. Auch wer kein Geld anlegt, kann das Niedrigzinsniveau, das auch den Banken zu schaffen macht, zu spüren bekommen – viele Geldinstitute erhöhen derzeit ihre Kontoführungsgebühren, um ihre Verluste im Kreditgeschäft zumindest teilweise zu kompensieren.

Goldene Zeiten für Investoren

Des Einen Leid, des Anderen Freud. So ist das, was Sparern und Banken zu schaffen macht, ein Segen für jeden, der einen Kredit abschließen möchte. Die Konditionen sind durch das Niedrigzinsniveau auch für Endverbraucher so günstig wie nie zuvor, seriöse Kreditinstitute bieten effektive Jahreszinssätze von unter 3 % an.
Das ist auch der Kern der Geldpolitik, die die EZB momentan verfolgt – Unternehmen und Verbraucher sollen dazu animiert werden, Investitionen zu tätigen, um die Wirtschaft anzukurbeln und durch die dadurch erhöhte Geldmenge einer Deflation vorzubeugen. Trotz dieser Anreize und wenig attraktiver Anlagemöglichkeiten stieg zuletzt die Sparquote. Ebenso wird vermeldet, dass die Banken ihr Geld zu Strafzinsen bei der EZB parken, anstatt es zu verleihen – die Nachfrage nach Krediten ist schlicht nicht groß genug. Dabei bietet die aktuelle Situation optimale Voraussetzungen dafür, die ein oder andere Investition zu tätigen – oder zumindest darüber nachzudenken.


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