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Alter Brauch: Martensmann gab Weinfass in Schwerin ab

Schwerin, 13.11. 2017 (red/sr). Bis ins Jahr 1520 ist der Brauch des Martensmannes belegt. Zwischenzeitlich vergessen, macht er sich seit 1991 wieder alljährlich mit 150 Liter Wein aus Lübeck auf

  • Veröffentlicht November 13, 2017

Schwerin, 13.11. 2017 (red/sr). Bis ins Jahr 1520 ist der Brauch des Martensmannes belegt. Zwischenzeitlich vergessen, macht er sich seit 1991 wieder alljährlich mit 150 Liter Wein aus Lübeck auf den Weg nach Schwerin. Gestern war es dann wieder so weit. Von Stefan Rochow

 

Foto: Schwerin-Lokal

 

Der Marktplatz gestern Nachmittag war voll und alle warteten auf das traditionelle Fass Wein, dass sich vor dem Martinstag am 11. November traditionsgemäß aus Lübeck auf den Weg nach Schwerin macht. Es ist der Martensmann, der aus »nachbarschaftlicher Freundschaft« das Fass Rotwein (Rotspon) nach Schwerin bringt.

Dabei führt ihn sein Weg über Schönberg nach Rhena, wo er früher im Deutschen Haus übernachtete. Anders als sein Vorgänger im Jahr 1758, dürfte Horst Pagel aber in Rehna ruhig geschlafen haben. Damals forderten die Rehnaer Jungs vom Martensmann Geld und Nüsse. Diese Forderungen wurden dann so hart vorgetragen, dass sie dem Gesandten die Scheiben mit Steinen und Erdklösen einwarfen. So eine unangenehme Nacht dürfte dem diesjährigen Martensmann erspart geblieben sein.

 

Verpflichtung oder freundschaftliche Geste?

 

Foto: Schwerin-Lokal

 

Sonntag am Nachmittag traf der Lübecker Bote dann in Schwerin ein. Vom Schweriner Schloss aus geleiteten die Schweriner Spielleute 1990 e.V die Kutsche des Martensmannes mit zünftigen Klängen auf den Marktplatz. Begleitet wurde der Martensmann dabei von Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier  und dem Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe.

Auf dem Marktplatz angekommen, begrüßte der Martensmann die Schweriner Bürgerinnen und Bürger. Der Brauch der Übergabe eines Fasses Wein an die Schweriner erlosch etwa um 1817. Im Jahr 1991 wurde dieser dann im Zuge der Wiedervereinigung auf Initiative des damaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Björn Engholm, neu aufleben gelassen.

Wie in jedem Jahr musste er sich dann auch wieder von der Schweriner Bürgerschaft – die vom Oberbürgermeister repräsentiert wurde –  anhören, dass die Stadt Lübeck verpflichtet sei 150 Liter Rotspon nach Schwerin zu liefern. Souverän und mit einem Schmunzeln verwies der Martensmann auch diesmal wieder  darauf, dass das Fass als freundschaftliche Geste der Stadt Lübeck zu sehen sei und Ausdruck des nachbarschaftlichen Verhältnisses sei.

Auch in diesem Jahr konnte der Streit am Ende nicht geklärt werden. Die Schweriner Bürgerschaft nahm aber auch diesmal das Fass dankend an. Schnell war es am gestrigen Nachmittag alle.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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