Sa, 20. April 2024
Close

Neubesetzung der Leitung des Jugendamtes gescheitert

Schwerin, 15.12.2016 (red/sr). Noch in diesem Jahr sollte die vakante Stelle des Jugendamtsleiters eigentlich wieder besetzt sein. Daraus wird nun nichts mehr.

  • Veröffentlicht Dezember 15, 2016

Schwerin, 15.12.2016 (red/sr). Noch in diesem Jahr sollte die vakante Stelle des Jugendamtsleiters eigentlich wieder besetzt sein. Daraus wird nun nichts mehr.

Von STEFAN ROCHOW

 

Während man in anderen Bereichen manchmal den Eindruck hat, dass alles ziemlich seicht daherplätschert, kommen die Parteigemüter beim Thema Ämtervergabe ziemlich in Wallung. Die Besetzung des Amtsleiters im Jugendamt ist ein Beleg dafür.

Nach dem Mißbrauchsskandal bei Power for Kids, musste die bisherige Amtsleiterin im Jugendamt ihren Hut nehmen. Damals hieß es, dass der Stelleninahaberin die nötige Qualifikation gefehlt habe. Schnell stand die Personalpolitik der damaligen Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow in der Kritik. Mit der Neubesetzung sollte nun alles anders werden.

Zuerst teilte man das Amt für Schule, Jugend und Sport in zwei Fachdienste auf. Die Fachdienstleitung Jugend, da war man sich einig, ist eine sensible Stelle. Der zeitweise eingesetzte Sonderausschuss, der die Versäumnisse der Stadtverwaltung im Zusammenhang mit Power for Kids aufklären sollte, hatte in seinem Abschlussbericht selber die Maßstäbe gesetzt, die in die Stellenbesetzung einfließen sollten. Dort heißt es, dass „der Leitung des Jugendamtes eine besondere Bedeutung zukommt. Sie sollte nach dem Grundgedanken des § 72 Absatz 2 SGB VIII nur Fachkräften übertragen werden.“ Konkret sollte das bedeuten, dass die oder der Bewerber neben einem entsprechenden Hochschul- oder Fachhochschulabschluss über langjährige Berufs- und Leitungserfahrung in großen Organisationseinheiten, möglichst in der Kinder- und Jugendhilfe, verfügen sollte. Diese Erfahrung billigt man dem von der Verwaltung favorisierten Bewerber Lars Schulhoff nicht zu.

 

Personalie vor allem eine Parteibuchentscheidung?

 

Der Sozialwissenschaftler Schulhoff, arbeitet im Moment noch als Referent im Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist er für die Bearbeitung von Fördervorgängen aus dem Europäischen Sozialfonds zuständig. In Hamburg-Bergedorf ist Schulhoff Mitglied des Jugendhilfeausschuss. Seit 2012 ist der ins Auge gefasste Amtsleiter Mitglied der SPD. Daher ist diese Personalpolitik für manchen Kritiker vor allem eine Parteibuchentscheidung. UB-Fraktionsvorsitzender, Silvio Horn, spricht es ganz offen gegenüber NDR 1 Radio MV aus: Das Amt brauche keine Parteibuchentscheidung, sondern einen Jugendhilfe-Experten. Einen Fehlgriff, so Horn, kann sich Schwerin nicht leisten.

Genährt wird der Vorwurf vor allem dadurch, dass sowohl Oberbürgermeister Rico Badenschier, als auch der zuständige Sozialdezernent Andreas Ruhl, ebenso wie Schulhoff ein Parteibuch der SPD in der Tasche haben.

Tatsache ist aber auch, dass die Entscheidung über den Bewerbervorschlag nicht im stillen Kämmerlein des Oberbürgermeisters getroffen wurde. Eine Kommission hatte zuvor die eingegangenen Bewerbungen geprüft und sich am Ende für den Vorschlag von Schulhoff entschieden.

 

Sowohl fachlich als auch menschlich geeignet

 

Die „Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtsverbände“ in Schwerin, in der sich alle großen Wohlfahrtsverbände wie DRK, die Diakonie, AWO und Caritas zusammengeschlossen haben, sprach sich für Lars Schulhoff aus. In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung heisst es hinsichtlich der Personalie Schulhoff: „Herr Schulhoff hat die notwendige Erfahrung im Verwaltungsbereich. Seine Studien im Bereich der Sozialwissenschaften ermöglichen  ihm detaillierte Kenntnisse über Armut und die damit zusammenhängenden familien- und jugendpolitischen Fragestellungen.“

Offenbar hat Schulhoff die freien Träger auch mit seinen Vorstellungen über seine zukünftige Arbeit als Jugendamtsleiters überzeugt. „Die LIGA hält Herrn Lars Schulhoff sowohl fachlich als auch menschlich für die Führung des Schweriner Jugendamtes geeignet und würde eine Zusammenarbeit mit ihm begrüssen“, heisst es weiter.

Diese Stellungnahme wird offenbar nicht allzu ernst genommen. Im Hinblick auf die Leistungs- und Entgeltvereinbarungen, die regelmässig zwischen den Freien Trägern und der Landeshauptstadt zu verhandeln sind, sind freie Träger auf ein harmonisches Verhältnis angewiesen. Schließlich möchte man möglichst hohe Kostensätze für sich herausholen. CDU-Stadtvertreter Georg Kleinfeld (CDU) kommentiert auf Facebook daher diese Stellungnahme mit einem süffisanten „Wes Brot ich es“.

 

Zurück auf Los

 

Im Jugendhilfeausschuss, dessen Mitwirkung an der Entscheidung gesetzlich vorgeschrieben ist, fand die Personalie bei den durch die Parteien in den Ausschuss geschickten Mitgliedern keine Mehrheit. Außer die SPD, stimmte keine andere Partei den Besetzungsplänen  zu.

Am vergangenen Dienstag tagte nun der Hauptausschuss und lies Lars  Schulhoff ebenfalls durchfallen. Das selbstgesteckte Ziel von Oberbürgermeister Badenschier, die Hängepartie im Jugendamt noch in diesem Jahr zu beenden, ist damit verfehlt. Die Stelle wird nun noch  einmal ausgeschrieben werden. Bei der letzten Ausschreibung gab es 14 Bewerber.

 

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert