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Schwerin sichert die psychosoziale Prozessbegleitung für Kinder und Jugendliche

Schwerin, 15.06.2017 (red/hk). Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexueller oder auch anderer Gewalt werden, können sich im Prozessgeschehen in Schwerin vom Kinderschutzbund begleiten lassen. Dieses Angebot war allerdings nach

  • Veröffentlicht Juni 15, 2017

Schwerin, 15.06.2017 (red/hk). Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexueller oder auch anderer Gewalt werden, können sich im Prozessgeschehen in Schwerin vom Kinderschutzbund begleiten lassen. Dieses Angebot war allerdings nach einer Finanzierungsumstellung des Landes nicht mehr gedeckt. Notgedrungen sprang nun die Stadt ein und schloss die Finanzierungslücke. Eine dauerhafte Lösung ist das aber nicht. 

Von Henning Kobs

Das Stadthaus in Schwerin

Nachdem im vergangenen Jahr die Mißbrauchsvorfälle bei „Power for Kids“ ans Tageslicht kamen, war die Aufregung in der Stadt berechtigterweise groß. Einig war man sich damals, dass die Landeshauptstadt auch weiterhin das vom Kinderschutzbund durchgeführte Angebot der psychosoziale Prozessbegleitung aufrecht erhalten möchte. Gerade in der Folge Gerichtsprozesses im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen hatte sich schnell gezeigt, wie wichtig so ein Angebot ist.

 

Kinder und Jugendliche, die Opfer sexueller Gewalt oder anderer Gewalt werden, können sich heute an den Kinderschutzbund wenden und werden hier von Anfang an im Verfahren gegen den Täter begleitet. Trotz der von allen Seiten erkannten Notwendigkeit so einer Begleitung, stand die Weiterfinanzierung auf der Kippe. Das Land hatte seine Finanzierung umgestellt und bezahlt jetzt nur noch sogenannte „Fallpauschalen“. Vorher gab es eine stellenbezogene Vollfinanzierung. Für den Kinderschutzbund ist diese Umstellung ein großes Problem, da Fallpauschalen nicht dazu beitragen können, das Angebot dauerhaft vorzuhalten. Drei von vier Trägern haben sich daher landesweit aus diesem Angebot zurückgezogen. Würde die Landeshauptstadt sich nicht ab dem 1. Juli an der Finanzierung beteiligen, hätte das auch das Aus für das Angebot in Schwerin bedeutet.

 

Ehlers über Kritik seitens der SPD am Justizministerium verwundert

 

Edda Rakette

„Die psychosoziale Prozessbegleitung für Minderjährige und junge Erwachsene in unserer Stadt wird auch nach der Umstellung der Landesfinanzierung auf Fallpauschalen und trotz der städtischen Haushaltsprobleme aufrechterhalten. Dazu wird der Oberbürgermeister  dem Schweriner Kreisverband des Deutschen Kinderschutzbundes, der die Prozessbegleitung bisher anbietet, vorschlagen, die durch die Finanzierungsumstellung entstandene Deckungslücke in diesem und im nächsten Jahr zu schließen.“, teilt Edda Rakette, die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Stadtfraktion mit. Notgedrungen springe die Stadt hier in die Finanzierungslücke ein, da ihr das Angebot wichtig sei. „Kritisch ist, dass auch nach dem Votum der Stadtvertreter die Justizministerin das Angebot nicht auskömmlich finanziert.“, so die Stadtvertreterin.

CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Ehlers

Der Schweriner CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Ehlers, der auch Fraktionsvorsitzende der CDU-Stadtfraktion ist, zeigt sich über die Äußerungen Rakettes verwundert und wirft der SPD politische Unanständigkeit vor.  „Es ist politisch mehr als unanständig wie die SPD versucht sich bei dem Thema in die Büsche zu schlagen. Die Minister der SPD haben dem Gesetzentwurf im Kabinett zugestimmt und auch im Landtag gab es von den Sozialdemokraten keine Initiative an der Umstellung auf Fallpauschalen etwas zu ändern.“, so Ehlers.

Nur auf Drängen der CDU sei im Parlament beschlossen worden, dass zusätzlich zur Fallpauschale eine Sockelfinanzierung in Höhe von 15.000 Euro gezahlt werden soll. „Die Kritik an der Justizministerin ist deshalb völlig haltlos und das weiß Frau Rakette als Mitarbeiterin eines SPD-Landtagsabgeordneten auch. Wenn der Oberbürgermeister jetzt zusätzlich zu den Landesmittel Geld aus dem städtischen Haushalt einsetzen möchte, werden wir das in der Stadtvertretung selbstverständlich unterstützen und erwarten, dass die Vorlage zügig eingebracht wird“, so Ehlers.

 

Linke fordert dauerhafte Finanzierung

 

Henning Foerster

Auch die Linke in der Schweriner Stadtvertretung begrüsst das Förderangebot der Stadt. Eine dauerhafte Sicherung der psychosozialen Begleitung sieht der Fraktionsvorsitzende der Linken in der Stadtvertretung, Henning Foerster in dem jetzigen Finanzierungsangebot nicht. „Da allerdings bereits jetzt absehbar ist, das die neue Finanzierung über Fallpauschalen bei weitem nicht alle im Rahmen der psychosozialen Prozessbegleitung anfallenden Kosten deckt, geht es dauerhaft darum, die entstehende Finanzierungslücke zu schließen. Hier sind der Oberbürgermeister und sein Sozialdezernent in der Pflicht, tragfähige Vorschläge zu unterbreiten, wie dies gelingen kann“, meint Foerster.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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