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Wohnpark Zippendorf: Sozialministerin sucht Gespräch über Schulgeldfreiheit

Schwerin, 18.08.2016 (red/sr). Die Themen Fachkräftemangel und Schuldgeld, waren am vergangenen Dienstag im Wohnpark Zippendorf die heißen Eisen beim Einrichtungsbesuch durch Sozialministerin Birgit Hesse.

  • Veröffentlicht August 18, 2016

Schwerin, 18.08.2016 (red/sr). Die Themen Fachkräftemangel und Schuldgeld, waren am vergangenen Dienstag im Wohnpark Zippendorf die heißen Eisen beim Einrichtungsbesuch durch Sozialministerin Birgit Hesse. 

Von Stefan Rochow

 

ministerin hesse
Sozialministerin Birgit Hesse beim Rundgang durch den Wohnpark Zippendorf Foto: Schwerin-Lokal

Im Pflegebereich wird immer wieder über den Fachkräftemangel geklagt. Alle Pflegeheime können davon ein Lied singen, so auch der Wohnpark Zippendorf. Umso unverständlicher ist es, wenn Auszubildende  auch noch Schulgeld bezahlen müssen, wenn sie die Ausbildung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger durchlaufen möchten. Was  sich wie ein schlechter Scherz anhört, ist in Schwerin leider Realität. Da hier nur private Bildungsträger Altenpfleger ausbilden, wird ein Schulgeld von rund 150 Euro fällig. Für manchen Auszubildenden ist das eine Hürde, über die er nicht springen möchte oder kann. Das Nachsehen bei dieser Regelung haben die Pflegeeinrichtungen, die händeringend nach Pflegepersonal suchen.

 

Unterschriftenaktion zur Abschaffung des Schulgeldes

 

Mecklenburg-Vorpommern sucht händeringend Pflegekräfte und bittet gleichzeitig angehende Pflegende für ihre Ausbildung zur Kasse. Damit muss Schluss sein, meint das Pflegeheim Wohnpark Zippendorf und startete eine Unterschriftenaktion. Am 13. Juni wurde die Unterschriftenliste dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Bernd Schubert übergeben. Eigentlich hätte man die Unterschriften gerne Sozialministerin Birgit Hesse übergeben. „Leider erhielten wir aus dem Sozialministerium nur eine ziemlich allgemein gehaltene Antwort. Das Sozialministerium verwies auf die Zuständigkeit des Bildungsministeriums. Wir empfanden das Schreiben damals ziemlich kalt und hatten den Eindruck, dass sich Frau Hesse nicht wirklich für unsere Situation interessiert.“, sagt Einrichtungsleiter, Sven Kastell.

 

Sven Kastell stellt die einrichtung vor
Einrichtungsleiter Sven Kastell stellt die Einrichtung vor. Foto: Schwerin-Lokal

 

Nachdem sich die Leitungsebene des Pflegeheims mit der CDU-Fraktion getroffen hat und auch unsere Redaktion mehrmals über die Initiative des Wohnparks berichtet hat, zeigte sich auch die SPD-Landtagsfraktion und das Sozialministerin gesprächsbereit. Am vergangenen Dienstag besuchten nun Sozialministerin Birgit Hesse, der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Senioren- und Sozialpolitik, Jörg Heydorn und SPD-Oberbürgermeisterkandidat, Rico Badenschier das Pflegeheim in Zippendorf. Im Gespräch wurde dann auch deutlich, dass die Postionen des Wohnparks und der Landesregierung nicht weit auseinanderliegen.

 

Schulgeld nicht mehr zeitgemäss

 

„Das Schülerinnen und Schüler der Altenpflege in unserem Land Schulgeld für die Ausbildung zahlen müssen, das empfinde ich als nicht mehr zeitgemäss!“, sagt Sozialministerin Hesse im Gespräch. Jörg Heydorn ergänzt, dass das Land unter der Regierungsverantwortung der SPD sich schon bewegt habe. So habe man die Bezuschussung zur Ausbildung von vorher 60 Prozent auf inzwischen 80 Prozent angehoben. „Vielleicht haben wir diese Maßnahme nicht gut genug kommuniziert.“, glaubt Heydorn. Auch für ihn steht außer Frage, dass der jetzige Zustand für die Auszubildenden unbefriedigend ist.

 

Heydorn im Gespräch
SPD-Landtagsabgeordneter Jörg Heydorn sieht Probleme mit dem Vergütungsgefälle in den Pflegeberufen. Foto: Schwerin-Lokal

 

Wie schon wenige Woche vorher die CDU, möchte  auch die SPD im Moment keine gesetzliche Neuregelung im Bereich des Schulgeldes vornehmen. Man hofft auch hier auf eine Klärung der Situation durch die auf Bundesebene geplante Pflegeausbildungsreform. Konkret soll dabei die Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflegeausbildung zusammengelegt werden. Für Jörg Heydorn tut sich damit ein zweites Problem auf. „Wenn die generalistische Ausbildung kommt, dann muss auch eine Lösung für das heute vorhandene Vergütungsgefälle in den unterschiedlichen Berufen gefunden werden“. Daher muss für Heydorn die Frage einer einheitlichen Vergütung geklärt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Azubis nach der Ausbildung vorwiegend in Krankenhäusern arbeiten wollen, da dort die Bezahlung heute besser als in Pflegeheimen ist. „Damit wäre dann für die Pflegeheime nichts gewonnen.“, so der SPD-Landtagsabgeordnete.

 

Botschaft politisch angekommen?

 

„Ihre Botschaft ist politisch angekommen.“, versichert Sozialministerin Hesse im Gespräch. Sven Kastell vom Wohnpark Zippendorf ist nicht ganz damit zufrieden, dass die Landesregierung im Moment in Sachen Schulgeld in den Abwartemodus geschaltet hat. Er verweist auf das Bundesland Berlin, das schon im vergangenen Jahr beschlossen hatte, das Schulgeld zukünftig voll zu übernehmen. Ministerin Hesse davon nichts wissen. „Das ist Sache der Kollegen in Berlin.“, so die Ministerin. Sie spricht lieber über haushaltsrechtliche Hürden, die eine schnelle Entscheidung schwierig machen.

 

Für die Vertreter des Wohnparks Zippendorf ist das alles noch ein wenig unbefriedigend. „Wir senden mit unserer Initiative einen Hilferuf aus.“, so Einrichtungsleiter Kastell. Im Moment sei noch nicht abzusehen, wie und wann das neue Pflegeausbildungsgesetz auf Bundesebene kommen wird. Gerade im Moment scheinen die Diskussionen ein wenig „festgefahren“ zu sein. Daher würde man sich eine schnellere Lösung wünschen. „Kommt die Generalistik nicht, dann machen wir das Thema Schuldgeld im Landtag zum Thema.“, verspricht Jörg Heydorn. Mehr kann man, das wird im Gespräch schnell deutlich, im Moment wahrscheinlich nicht von der Landespolitik erwarten. Das Gespräch stockt an dieser Stelle. Schnelle Lösungen, das wird deutlich, wird es in Mecklenburg-Vorpommern nicht geben.

 

Minsiterin Hesse im Gespräch
Sozialministerin Hesse im Gespräch mit Mitarbeitern des Wohnparks Zippendorf Foto: Schwerin-Lokal

 

Beim Rundgang durch die Pflegeeinrichtung, zeigen sich die SPD-Politiker sehr interessiert an der Arbeit. „Ich bin nun schon durch viele Pflegeeinrichtungen hier im Land gekommen. Was Sie hier tagtäglich für die Menschen machen, das beeindruckt mich.“, sagt Sozialministerin Hesse im Anschluss. Ein ernstgemeintes Lob  für die Arbeit im Wohnpark Zippendorf. Kurzweilig sieht es so aus, als wäre die Welt in  Ordnung. Die Schlussworte von Sven Kastell rufen dann aber wieder in die Realität zurück. „Vielen Dank an Sie, das Sie sich vor Ort ein Bild über die Situation gemacht haben. Nehmen Sie bitte das Signal mit, dass in der Pflege, trotz des Rundgangs, nicht alles in Ordnung ist!“

 
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Redaktion

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