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Staatsorchester protestiert gegen „schleichenden Tod“

(sr). Um gegen die Einschnitte bei der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin zu protestieren, fand am vergangenen Samstag im Schweriner Marstall ein besonderes Konzert statt. Mit der Unterstützung von Musikern der Staatskapelle

  • Veröffentlicht November 25, 2013
Musikern der Staatskapelle Berlin, des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, des Gewandhausorchesters Leipzig und des NDR-Sinfonieorchesters
Musiker der Staatskapelle Berlin, des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, des Gewandhausorchesters Leipzig und des NDR-Sinfonieorchesters unterstützten den Protest

(sr). Um gegen die Einschnitte bei der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin zu protestieren, fand am vergangenen Samstag im Schweriner Marstall ein besonderes Konzert statt. Mit der Unterstützung von Musikern der Staatskapelle Berlin, des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, des Gewandhausorchesters Leipzig und des NDR-Sinfonieorchesters gaben die Schweriner Musiker ein „Staatskonzert“, mit dem sie für den Erhalt der Mecklenburgischen Staatskapelle Flagge zeigen wollten. Unterstützt wurden sie dabei vom Opernchor des Mecklenburgischen Staatstheaters, der ebenfalls von den Kürzungsplänen betroffen ist.

Schleichender Tod einer Kulturinstitution

„Wagner und Verdi zu spielen, wird nach den geplanten Kürzungen schwer werden.“
„Wagner und Verdi zu spielen, wird nach den geplanten Kürzungen schwer werden.“

Der Orchestervorstand der Staatskapelle wirft der Landesregierung in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Erwin Sellering vor, dass es bei den Sparmaßnahmen „einzig und alleine um politischen Willen geht und nicht um Geld, geschweige denn um Zwänge.“ So habe das Land noch Anfang des Jahres Geld bereitgestellt, damit 110 A-Musiker-Stellen finanziert werden können. Ende dieses Jahres soll nun nicht einmal mehr das Geld für die aktuell 68 Vollzeitstellen der Musiker vorhanden sein. Das sei nach Auffassung des Orchestervorstandes mehr als unglaubwürdig.

Nach Plänen der Landesregierung sollen die 68 Musiker der Staatskapelle nur noch zu 90 Prozent angestellt sein und das 13. Monatsgehalt wegfallen. Weiterhin sollen 8 Stellen schrittweise abgebaut werden. Mit 58 Musikern sei ein Opern- und Sinfonieorchester aber nicht mehr spielfähig. „Wagner und Verdi zu spielen, wird nach den geplanten Kürzungen schwer werden.“, so der Orchestervorstand Thomas Probst. Diese Kürzungen bedeuteten daher real den schleichenden Tod einer Kulturinstitution in unserer Landeshauptstadt.

Bedingungen noch einmal gründlich überdenken

SAMSUNG CSCDie Bedingungen der Landesregierung, um 2016 als rettender Gesellschafter beim von Insolvenz bedrohten Mecklenburgischen Staatstheater einzusteigen, sind daher in den Augen der Orchestermitglieder unannehmbar.

Mit dieser Meinung stehen die Musiker aber nicht alleine da. Viele Schwerinerinnen und Schweriner solidarisierten sich in den letzten Monaten immer wieder mit ihrem Theater und ihrer Kapelle. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie am Samstag zusammen mit den Musikern Flagge gegen die Kürzungspläne des Landes zeigten. Die Sympathiewelle der Menschen, überrollte die Organisatoren des Staatskonzerts dann aber doch. Mit 250 Zuhörern hatten die Veranstalter gerechnet. Gekommen waren aber weit mehr Menschen. Nach nur 10 Minuten waren alle Karten vergeben und der Großteil der Sympathisanten musste draußen bleiben. Das sorgte am Eingang zum Veranstaltungssaal für Frust und streckenweise auch für Unmut. „Solidarität kann doch keine Einbahnstrasse sein!“, schimpft ein älterer Herr. Viele Schwerinerinnen und Schweriner können vor der Tür nicht verstehen, warum man keinen größeren Saal seitens der Veranstalter eingeplant hat. Hier verschwimmen dann schnell die Grenzen zwischen Kulturbesuchern und Unterstützern eines berechtigten Anliegens. Thomas Probst von der Staatskapelle bedankt sich per Lautsprecher immer wieder bei den Unterstützern draußen. Mit so viel Andrang habe man nicht gerechnet. Wichtig sei den Veranstaltern, dass wird immer wieder betont, die Veranstaltungsnähe zum Kultusministerium gewesen.

Im Saal werden Werke von Verdi, Wagner und Brahms gespielt. Es ist aber anders als ein normales Konzert. Das wird nicht nur dadurch deutlich, dass die Zuhörer gebeten werden, die ausgeteilten Postkarten als schriftliche Form des Protestes an den Kultusminister Mathias Brodkorb zu senden. Es ist eben kein Konzert sondern eine Protestveranstaltung. Bleibt die Hoffnung, dass die Entscheider bei der Stadt und der Landesregierung noch einmal in eine gründliche Diskussion eintreten.

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