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Kein Jubel: Trotz Wirtschaftswachstum beim Lohnniveau Schlusslicht

Schwerin, 10.01.2017 (red/sr). Schwerins Wirtschaft wächst, das war gestern eine erfreuliche Lokalmeldung. Schaut man allerdings auf das Lohniveau in Schwerin, dann gibt es nicht nur Grund zu Jubeln.

  • Veröffentlicht Januar 10, 2017

Schwerin, 10.01.2017 (red/sr). Schwerins Wirtschaft wächst, das war gestern eine erfreuliche Lokalmeldung. Schaut man allerdings auf das Lohniveau in Schwerin, dann gibt es nicht nur Grund zu Jubeln. 

Ein Kommentar von Stefan Rochow

industriepark
Der Industriepark in den Göhrener Tannen bekommt Zuwachs durch Unternehmen. Doch nicht nur dort boomt im Moment die Wirtschaft in Schwerin

Gestern konnte in der Lokalpresse lesen, dass Schwerins Wirtschaft wächst. Immer mehr Unternehmen investieren in der Landeshauptstadt. Der Schweriner Wirtschaftsdezernenten Bernd Nottebaum freut sich verständlicherweise über sprudelnde Mehreinnahmen aus der Gewerbesteuer. „Während wir vor fünf Jahren Gewerbesteuereinnahmen von rund 20 Millionen Euro hatten, waren es 2016 etwa 30 Millionen. Und wir rechnen für das neue Jahr mit einem ähnlich guten Ergebnis“, sagte Nottebaum laut der Schweriner Volkszeitung (SVZ).

 

In diesem Zusammenhang fehlt dann natürlich auch nicht der Hinweis, dass diese Entwicklungen auch Arbeitsplätze nach Schwerin bringen würde. Arbeitsplätze, das ist nach wie vor das große Zauberwort für eine Stadt, die man oft nur als miefig wirkende Beamtenstadt mit schöner Landschaft wahrnimmt. „Schwerin ist auf einem guten Weg“, ist sich Schwerins Vize-Oberbürgermeister sicher.

 

Mit 9,7 Prozent, konnte die Arbeitslosigkeit in Schwerin auf unter 10 Prozent gedrückt werden. Der Chef der Schweriner Arbeitsagentur, Guntram Sydow, geht davon aus, dass diese Quote in diesem Jahr noch gesenkt werden kann. Dass das erfreuliche Entwicklungen sind, möchte man nicht bestreiten. Ein wenig Wasser, müssen wir dann aber doch in den Wein schütten.

 

Einen Punkt verliert man dabei  schnell aus dem Auge. In Schwerin verdienen die Menschen fast 25 Prozent weniger als Fach- und Führungskräfte im Bundesdurchschnitt. Der Gehaltatlas 2016, der regelmäßig vom Internetportal Gehalt.de veröffentlicht wird, gibt Auskunft darüber, dass Schwerin mit einem  Lohnniveau von 77,4 Prozent zum Bundesdurchschnitt, im Vergleich der Landeshauptstädte das Schlusslicht beim Arbeitseinkommen bildet. Schwerin ist eine Niedriglohn-Zone. Trotz Schweriner Wirtschaftswachstum ist nicht absehbar, dass die Lohn-Lücke sich schließen wird.

 

Gut qualifizierte Menschen werden also auch in Zukunft morgens am Schweriner Hauptbahnhof stehen und sich auf ihren Arbeitsweg in den Westen machen. Selbst mit den entstehenden Fahrtkosten haben sie am Monatsende mehr Geld im Portemonnaie als wenn sie eine gleichwertige Arbeit in Schwerin annehmen würden. Das muss nachdenklich machen.  Kurzfristig ist die Wirtschaft in Schwerin auf Kurs, langfristig könnten externe Schocks in der Bundes- oder Weltpolitik, sie wieder schneller aus der Spur bringen als uns lieb sein kann. Werden wir also nicht bequem und ruhen uns auf Lorbeeren aus, die bei näherer Betrachtungsweise keine sind.

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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