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Unternehmens-Ratgeber: Friede, Freude, Eierkuchen – Der Preis der Harmonie

Nicht selten, wenn ich Erstbesuche bei Unternehmern mache, frage ich nach dem Betriebsklima: „Alles prima, richtig supi“ kommt prompt die Antwort, „die Leute kommen wirklich gut miteinander aus. Von Zoff

  • Veröffentlicht November 19, 2013
Quelle: www.pixelio.de
Quelle: www.pixelio.de

Nicht selten, wenn ich Erstbesuche bei Unternehmern mache, frage ich nach dem Betriebsklima: „Alles prima, richtig supi“ kommt prompt die Antwort, „die Leute kommen wirklich gut miteinander aus. Von Zoff oder irgendwelchen Streitereien höre ich so gut wie nie. Da muss ich auch höllisch aufpassen, dass ich hier nichts kaputtmache“. Meine kurze und trockene Antwort: „Wie schade.“

Man sagt, dass eine harmonische Unternehmenskultur nicht zwangsläufig auch eine fruchtbare, gute Unternehmenskultur sein muss.

Falsch verstandenes Harmoniebedürfnis in einem Unternehmen ist wie der fehlende Wind in der Natur. Es fühlt sich nett und angenehm an, aber es entwickelt sich auch nichts, bringt wenig Neues hervor. Wenn Konflikte unterdrückt werden oder Fähigkeiten und Fertigkeiten von engagierten Mitarbeitern verkümmern, weil sie einem Harmoniebedürfnis zum Opfer fallen, gefährdet dies langfristig den Erfolg des Unternehmens.

Ein auf Harmonie basierendes Ergebnis, präsentiert oft nur den kleinsten Nenner zwischen mehreren Parteien, daher ist es nicht verwunderlich, wenn die „harmonischen Abteilungen“ langfristig eher die durchschnittlichen Ergebnisse erzielen.

Und es ist ebenfalls ein Trugschluss, dass ein sehr harmonisches Miteinander nur Gewinner hervorbringt. Im Gegenteil, es entwickeln sich entsprechende Gesetzmäßigkeiten, die gepflegt und überwacht werden und auch ihre Opfer fordern. Jeder Versuch, auszubrechen, den harmonischen Status der Gruppe in Frage zu stellen, wird von ihr als „Verrat an der Sache“ sanktioniert. Weder der natürliche Drang eines Menschen nach Selbstverwirklichung, noch die Verbesserung des Teamergebnisses durch gute Einzelleistungen haben in einem solchen Umfeld wirklich gute Chancen. Die Literatur bezeichnet es als „ Das Dilemma des Durchschnitts“.

Was ist zu tun, um ein wirkliches Miteinander innerhalb eines Teams oder eines Unternehmens positiv zu beeinflussen?

Initiiert durch den Vorgesetzten, sollte eine entsprechende Infrastruktur etabliert werden. Dies sind z.B. regelmäßige Gespräche und Diskussionen, bei denen es gar nicht um Sachthemen geht, sondern nur um die Teamdynamik, inklusive einer guten Plattform für Konfliktaustragung. Auch Teambuilding-Events können förderlich sein, aber sie allein reichen nicht.

Das konsequente Trennen von Sachthemen und persönlichen Themen ist ohnehin Voraussetzung dafür, dass sich Verbesserungen in der Zusammenarbeit ergeben können. Das Verbinden beider Bereiche in der Diskussion führt selten zu konstruktiven Ergebnissen, eher zu suboptimalen Kompromissen.

Ist Harmonie in Ihrem Unternehmen ein Ergebnis einer gelebten Streitkultur und einem bewussten Umgang miteinander, dann herzlichen Glückwunsch. Falls nicht, sollten Sie an das Sprichwort denken, dass der Sonnenschein manchmal erst nach einem Gewitter kommt.

Über unseren Gastautor
 
HKNNach technischen und kaufmännischen Ausbildungen in der Industrie, startete Hans-Joachim Kölln seine Karriere als Vertriebsleiter im Verkauf in einem Hamburger Vertriebsbüro.  Viele Jahre arbeitete er als Sales-Director für verschiedene internationale Konzerne.  Im Rahmen von Konzern-Fusionen übernahm er neben den verkäuferischen Führungstätigkeiten auch die Aufgabe, internationale Projekte zur Integration neuer Konzernteile zu begleiten. 2004 verließ H.-J. Kölln, als Director Marketing und Sales Services den Verkauf.
 
Neue Aufgaben neben den klassischen Marketingfunktionen waren unter anderem Verantwortlichkeiten in Bereichen der Prozessentwicklung, Schnittstellendefinitionen sowie Supply Chain Development.
 
Hier entdeckte er das Interesse für die Arbeit mit Menschen im Umfeld erfolgreicher Unternehmensentwicklung und Mitarbeiterführung und hat dies seit 2010 als Inhaber der Unternehmensberatung KMU-Training-Nord  zu seinem Beruf gemacht.  Seine Leitlinie ist: „ Nur was man messen kann, kann man auch lenken“.
 
Unternehmenserfolg wird von Menschen gemacht. Menschen brauchen dazu Fähigkeiten und Motivation. Dafür das geeignete Umfeld zu schaffen, ist die primäre Aufgabe des Unternehmers sowie des Vorgesetzten.  Erfolg muss messbar sein, und sich objektiven Prüfungen stellen können.
 
Als Ihr UNTERNEHMENS-RATGEBER schreibt er nun regelmässig Ratgeber auf Schwerin-Lokal.de.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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