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500 Jahre Reformation: Christen feiern gemeinsam auf dem Markt

Schwerin, 06.06.2017 (red/pm/sr). Erstmalig begingen gestern Christen verschiedener Konfessionen das Pfingstfest mit einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Marktplatz.

  • Veröffentlicht Juni 6, 2017

Schwerin, 06.06.2017 (red/pm/sr). Erstmalig begingen gestern Christen verschiedener Konfessionen das Pfingstfest mit einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Marktplatz.

Von Stefan Rochow

1.000 Gäste erwarteten die Kirchen – 3.000 kamen am Ende gestern auf den Markt Foto: Dario Rochow

 

Mit so vielen Besuchern hatten die Veranstalter gestern nicht gerechnet. Sie hatten im Vorfeld 1.000 Besucher erwartet und 3.00 sind am Ende geworden. Das Pfingstfest im Jubiläumsjahr der Reformation vor 500 Jahren war für Protestanten und Katholiken ein schöner Anlass gemeinsam das Pfingstfest auf dem Markt zu begehen.

Unter dem Motto „Gemeinsam die Stimme erheben“ hatten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), das Erzbistum Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zu einem gemeinsamen Gottesdienst eingeladen.  Während des Gottesdienstes zogen die Teilnehmer in einer Prozession aus dem Dom auf den Marktplatz der Landeshauptstadt, wo Erzbischof Dr. Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) und Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche) predigten.

Erzbischof Stefan Heße bei seiner Predigt Foto: Dario Rochow

Erzbischof Heße betonte in seiner Predigt: „Ich bin überzeugt, auch die Fahrt, die die Ökumene in den letzten 100 Jahren aufgenommen hat, ist ein Geschenk des Heiligen Geistes. Wir sind uns als Kirchen theologisch und vor allem als Christen menschlich näher gekommen. Wir sind aus uns heraus gegangen, um uns gegenseitig zu verstehen. Unsere Verständigung in der Ökumene kann vielleicht auch ein Modell für unsere Gesellschaft sein. Denn trotz aller – noch – bleibenden Differenzen verstehen wir uns als zusammengehörig.“

Landesbischof Ulrich bei seiner Predigt Foto: Dario Rochow

Landesbischof Ulrich ging auf die Angst ein, wenn Halt und Vertrautes verlorengehen: „Solche Angst und ebenso die Wut angesichts der Terror-Morde, das Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein, machen das Herz eng. Aber genau das wollen die Mörder von Manchester, London und vielen anderen Orten der Welt ja nur erreichen.“ Gottes Geist befreie jedoch die verängstigten Jünger von ihrer Angst, so Ulrich zur biblischen Pfingstüberlieferung: „Freiheit ist ohne Vielfalt nicht denkbar. Das Pfingstwunder bringt Menschen aus der ganzen Welt zueinander. Gestaltet die Vielfalt im Glauben und im Respekt für die Würde des anderen – ganz gleich, woher er kommt! 500 Jahre Reformation – das ist heute ein ökumenischer Ruf an alle Christen: dass wir uns immer wieder neu an Christus orientieren. Gemeinsam sind wir auf diesem Weg und gehen weiter aufeinander zu – als Beispiel für die Welt.“

 

Manuela Schwesig: „Die Reformation prägt unsere Gesellschaft bis heute“

 

Die designierte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig Foto: Dario Rochow

Die anschließende Mahlzeit unter freiem Himmel auf dem Marktplatz eröffnete die bisherige Bundesfamilienministerin und designierte Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig mit einer Tischrede. Für die SPD-Politikerin war das der erste öffentliche Auftritt, nachdem sie am vergangenen Freitag offiziell durch Bundespräsident Steinmeier als Bundesministerin verabschiedet wurde.

In ihrer Rede betonte Schwesig: „Ich finde es hervorragend, dass die evangelische und die katholische Kirche im Reformationsjahr gemeinsam das Pfingstfest feiern. Und dass diese Feier hier in Schwerin auf dem Markt, mitten in unserer Landeshauptstadt stattfindet, ist eine besonders schöne Idee. Die Reformation hat den Lauf der Geschichte verändert. Und sie prägt unsere Gesellschaft, gerade hier im Norden, bis heute.“

Luther habe damals aus der Kirche ein „Mitmachveranstaltung“ gemacht. Auch Schwesig wünscht sich Bürger, die sich einmischen. „Eine kritische Haltung, Skepsis gegenüber Autoritäten, dabei einen klaren Blick auf die Welt und einen Sinn für Bodenständigkeit“, so charakterisierte Schwesig gestern den norddeutschen Menschenschlag.

Von den christlichen Kirchen wünscht sich Schwesig einen „Brückenschlag zu Nichtchristen“. Viele Gemeinsamkeiten bestünden zwischen Konfessionslosen und Christen. Nicht zuletzt würden gemeinsame Werte, die unter anderem in den Grundrechten festgelegt sind, das zum Ausdruck bringen.

Ein gemeinsames Mittagessen bildete den Abschluss der der gestrigen Feier Foto: Dario Rochow

Insgesamt 85 Tischgastgeber sorgten zum Abschluss der Veranstaltung dafür, dass es den Gästen an nichts fehlte. Der jüngste Gastgeber war neun Jahre alt und kam aus Schleswig-Holstein. Bei Pellkartoffeln und Quark endete eine Begegnung der christlichen Konfessionen, die in der form erstmalig ökomenisch gefeiert wurde.

 

 

 

 

 

 

Bildergalerie Ökomenische Feier des Pfingstfestes

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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