Fr, 26. April 2024
Close

Martensmann bringt Weinfass: „Schön wieder in Schwerin zu sein“

Wie jedes Jahr lieferte gestern der Bote aus Lübeck sein Weinfass bei der Schweriner Bürgerschaft ab. Der Martensmann lockte hunderte Schwerinerinnen und Schweriner auf den Marktplatz.

  • Veröffentlicht November 9, 2015

(red/sr). Wie jedes Jahr lieferte gestern der Bote aus Lübeck sein Weinfass bei der Schweriner Bürgerschaft ab. Der Martensmann lockte hunderte Schwerinerinnen und Schweriner auf den Marktplatz.

Von Stefan Rochow

 

Martensmann 2

 

Als kurz nach der Wende die bis ins 16. Jahrhundert verbürgte Tradition des Martensmannes in Schwerin wieder aufleben gelassen wurde, da waren es lediglich 60 Menschen die damals auf den Markt kamen um sich ein Glas Rotsponwein, gesponsort durch die Hansestadt Lübeck, abzuholen.

 

ANZEIGE
Werbung Rohrexperten

 

Diese Zeiten sind längst vorbei. Gestern Nachmittag war der Markt voll als Horst Pagel, der im vergangenen Jahr das erste Mal den Martensmann spielte, Stadtpräsident Stephan Nolte am Schloss in seine Kutsche einsteigen lies und sich auf den Weg zum Marktplatz machte. „Ein Jahr ist vorbei. Das ging aber schnell. Schön wieder in Schwerin zu sein“, ruft Martensman Pagel den Menschen zu. Für die Kleinen hat er einen Korb voller Bonbons dabei, die er aus seiner Kutsche wirft. Neben ihm wirft auch Stadtpräsident Nolte Bonbons und hat sichtlich Spaß dabei.

 

Stadtpräsident Nolte hat sichtlich Spass
Stadtpräsident Nolte hat sichtlich Spass

 

Zwischendurch treffen die süßen Geschosse auch das eine oder andere vorbeifahrende Auto. Nolte lacht dabei ganz verschmitzt. Mit den schmetternden Klängen des Schweriner Spielmannzugs geht es über die Schlossstraße in die Mecklenburgstraße und dann über die Schmiedestrasse schnurstracks auf den Markt zu. Dort warten schon die Menschen auf ihren Martensmann.

 

„Das Fass habe ich dabei“

 

„Da bin ich wieder und das Fass Wein habe ich dabei“, scherzt Pagel. Ihm scheint die Rolle wirklich Spaß zu machen. Freitagnachmittag machte sich der Martensmann in Lübeck auf dem Weg. Wie schon vor über 400 Jahren, übergab der Lübecker Senat auch diesmal das Faß Rotsponwein an den Martensmann, der es dann als Lübecker Bote nach Schwerin zu bringen hat.

 

Martensmann 4
Das Fass hatte der Martensmann dabei

 

Über Schönberg geht es dann nach Rehna, wo  der Bote früher im Deutschen Haus Übernachtung bekam. Anders als sein Vorgänger im Jahr 1758, dürfte Horst Pagel aber in Rehna ruhig geschlafen haben. Damals forderten die Rehnaer Jungs vom Martensmann Geld und Nüsse. Diese Forderungen wurden damals so hart vorgetragen, dass sie dem Gesandten die Scheiben mit Steinen und Erdklösen einwarfen. So eine unangenehme Nacht dürfte dem diesjährigen Martensmann erspart geblieben sein.

 

 

Der traditionelle Disput mit der Schweriner Bürgerschaft blieb Pagel allerdings nicht erspart. Stadtpräsident Nolte erinnerte pflichtgemäß daran, dass der Senat der Stadt Lübeck verpflichtet sei, das Fass zu liefern. Wie in jedem Jahr wies der Martensmann diese Verpflichtung weit von sich und erklärte dass auch dieses Fass Wein als eine „freundschaftliche Geste der Hansestadt Lübeck“ zu werten sei. Auf gar keinen Fall könne man hier von einer Verpflichtung gegenüber den Schwerinerinnen und Schwerinern sprechen.

 

Martensmann 5
Der Disput zwischen der Stadt Schwerin und dem Lübecker Boten.

 

Der Disput endete dann wie gewohnt mit dem Sieg des Martensmannes. Am Ende ist es ja auch völlig egal, ob es nun eine Verpflichtung oder eine nette Geste der Lübecker ist. Hauptsache das Fass wird angestochen und schmeckt, wird sich mancher Schaulustige gedacht haben. Stadtpräsident Nolte verstand das Signal seiner Bürger schnell und gab nach. Eine gute und richtige Entscheidung. Das Fass war schnell geleert und so freuen wir uns sicherlich alle auf das kommende Jahr, wenn der Martensmann man sich zum Martinsfest wieder aus Lübeck auf die Reise nach Schwerin macht.

 

Martensmann 7

 


 

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert