Schwerin, 02.01.2016 (red/sr). Das neue Jahr ist noch ziemlich frisch am Start. Was wird man in 12 Monaten über dieses Jahr sagen? Eines ist sicher: Es wird ein spannendes Jahr, nicht nur bundespolitisch.  

Von STEFAN ROCHOW

 

Das Jahr 2016 ist abgehackt und seit gestern stehen wir mit beiden Beinen im 2017. Schaute man sich den Jahresrückblick in den Medien an, dann hätte einem Angst und Bange werden können. Offenbar sind es nach wie vor die Alarm-Themen, die die Menschen bewegen. Das war nicht nur 2016 so, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahre und Jahrzehnte. Die Lebenswirklichkeit der Menschen bilden diese Jahresrückblicke aber nicht ab, zum Glück nicht. Sie geben Auskunft darüber, was die Menschen bewegt hat.

 

Niemand kann behaupten, dass wir nicht in unruhigen Zeiten leben. Das macht auch nicht vor einem lokalen Onlineportal halt. Auf lokaler Ebene wird vieles, was in der großen Politik abstrakt gedacht und gesteuert wird, am Ende greifbar. Dort muss sich Politik bewähren und auf der lokalen Ebene wird sehr schnell deutlich, wenn eine Sache lediglich gut gemeint war, aber eben nicht gut umsetzbar ist. Entgegen der weitläufig vertretenen Meinung, dass Lokaljournalismus eine dröge und langweilige Angelegenheit sei, kann lokale Berichterstattung ein guter Seismograph für dem Zustand einer Gesellschaft sein. Lokalberichterstattung steht daher mitten im Leben.

 

Ideen sind nicht immer leicht umzusetzen

 

Als wir im Sommer 2013 das Projekt Schwerin-Lokal starteten, da hatten wir erst einmal große Ziele und viele gute Ideen. Viele Ideen haben sich als schwerer umsetzbar erwiesen als ursprünglich gedacht. Wir haben lernen müssen, dass vieles in einer Stadt wie Schwerin eben typisch mecklenburgisch ist. „Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später.“, soll Otto von Bismarck einmal über die Mecklenburger gesagt haben. Egal, ob er das so gesagt hat oder nicht, im Kern trifft dieser Ausspruch bis heute zu, wenn man die mecklenburgische Grundmentalität charakterisieren sollte.

 

Trotzdem sind wir nicht unzufrieden mit dem bisher erreichten. Auch 2016 haben wir die Leserschaft um rund 30 Prozent mehr Leser als im Jahr 2015 steigern können. Erfreut sind wir auch, dass wir aus der Leserschaft immer wieder Rückmeldungen und Hinweise bekommen, so dass wir merken, dass Interesse an unserer Arbeit vorhanden ist. Das finden wir motivierend und einfach super. Daher auch an dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an alle!

 

Finanzierung bleibt die große Herausforderung

 

Die große Herausforderung bleibt aber nach wie vor das liebe Geld. Wir wissen, dass viele Menschen daran gewöhnt sind, Journalismus umsonst zu erhalten. Sehr schnell gerät dabei aber aus dem Blickfeld, dass unsere Arbeit aber Geld kostet.

 

Das möchte ich einmal an einem konkreten Beispiel deutlich machen. Um nur einen Redakteur auf der Basis der Tarifverträge in der deutschen Zeitungslandschaft beschäftigen zu können, benötigt man zwischen 40.000 und 50.000 Euro im Jahr. Da ist dann noch kein Anzeigenverkäufer, kein Fotograf, kein Techniker für die Website und auch kein Steuerberater bezahlt. Man kann sich also schnell ausrechnen, was es benötigen würde, damit Menschen von ihrer tagtäglichen Arbeit leben könnten.

 

Natürlich ist uns bewusst, dass sich die Medien im Moment alle in einer Krise befinden und sicherlich wird der eine oder andere es unter diesem Aspekt auch als „Himmelsfahrtkommando“ angesehen haben, als wir 2013 unserer Onlinezeitung starteten. Wir sind aber auch jetzt im Jahr 2017 davon überzeugt, dass wir richtig liegen: Schwerin braucht neben einer Tageszeitung auch digitale Ergänzungsangebote.

 

Das Jahr 2017 werden wir stärker als bisher unter das Thema Finanzierung stellen. Eine Zusage bleibt dabei aber erhalten: Schwerin-Lokal wird auch in diesem Jahr sein Angebot nicht hinter Bezahlschranken verstecken. Wir sind der Überzeugung, dass alle Menschen ein Recht auf Information haben, unabhängig von der Größe des Geldbeutels.

 

Wir bedanken uns an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich bei den Menschen, die in den letzten Jahren schon mit uns zusammengearbeitet haben. Hier sind vor allem unsere Werbekunden zu nennen, die unser junges Projekt unterstützt haben. Wir freuen uns aber auch über weitere Schweriner Unternehmerinnen und Unternehmer, die bei uns Werbung schalten möchten, weil sie wissen, dass unsere Leser ihre potentiellen Kunden sein könnten. Darüber hinaus werden wir aber auch andere Finanzierungsmöglichkeiten ausprobieren, damit wir 2017 Schwerin-Lokal nicht nur sichern, sondern ausbauen können. Hier setzen wir auf die Solidarität unserer Leser.

 

Lokaljournalismus bleibt für uns eine spannende Angelegenheit

 

Wir haben in den letzten Jahren aber auch lernen müssen, auch mal einen Mut zur Lücke haben zu müssen. In Schwerin ist tagtäglich sehr viel los. Alles Dinge über die wir gerne berichten würden. Mit einer kleinen Redaktion ist das aber unmöglich.

 

Wie in den vergangenen Jahren auch, werden wir vermutlich auch in diesem Jahr Fehler machen. Wir sind Menschen und daher leider auch nicht davor bewahrt. Dafür entschuldigen wir uns und versprechen, diese, wie in Vergangenheit, stets transparent zu korrigieren. Auch 2017 wird nicht allen gefallen, was wir berichten – das ist aber auch nicht unser Job. Genauso wenig ist unser Job, für Ärger zu sorgen. Nur können wir diesen manchmal nicht vermeiden, wenn wir unsere Aufgabe als Journalisten ernst nehmen wollen. Wir werden also auch 2017 die Öffentlichkeit informieren und gleichzeitig gegenüber Entscheidungsträgern in unserer Stadt die öffentliche Meinung abbilden. Darüber hinaus wollen wir durch Kontrolle und Kritik an der Meinungsbildung in der Landeshauptstadt  mitwirken. Lokaljournalismus bleibt für uns eine spannende Angelegenheit.

 

Dieses Jahr wird wieder ein spannendes Jahr.

 

Tageszeitung