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Nach Terroranschlag in Berlin: Lichter erhellen in Schwerin das Dunkel

Schwerin, 21.12.2016 (red/sr). Der Terroranschlag von Montagabend in Berlin hat auch die Schwerinerinnen und Schweriner bewegt. Viele hatten ein mulmiges Gefühl am gestrigen Abend auf dem Weihnachtsmarkt. Einige Menschen wollten

  • Veröffentlicht Dezember 21, 2016

Schwerin, 21.12.2016 (red/sr). Der Terroranschlag von Montagabend in Berlin hat auch die Schwerinerinnen und Schweriner bewegt. Viele hatten ein mulmiges Gefühl am gestrigen Abend auf dem Weihnachtsmarkt. Einige Menschen wollten gestern trotzdem ein sichtbares Zeichen setzen.

Von STEFAN ROCHOW

 

Licht sollte gestern Abend das Dunkel erhellen. Schwerin trauerte mit den Opfern des Anschlags in Berlin Foto: Schwerin-Lokal
Licht sollte gestern Abend das Dunkel erhellen. Schwerin trauerte mit den Opfern des Anschlags in Berlin Foto: Schwerin-Lokal

Der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am Montagabend erschütterte auch  die Menschen in Schwerin. Mitten in die Adventszeit traf es manchen wie einen kalten Schlag. Krieg, Terror, Gewalt – wir haben uns manchmal schon viel zu sehr daran gewöhnt, dass so etwas tagtäglich auf unserer Welt passiert. Nun aber wird diese Gefahr plötzlich real und spielt sich fast vor der eigenen Haustür ab. Das bewegt und regt zum Nachdenken an.

Was sich schon in den vergangenen Monaten nach den Anschlägen in Ansbach und Würzburg abzeichnete, ist nun nicht mehr zu leugnen: Terror ist in Deutschland keine „abstrakte“ Gefahr mehr. Wir stehen im Visier von Terroristen. Diese greifen „weiche“ Ziele an. Wir sind verletzbar – jederzeit in jedem Ort. Das ist die traurige Realität.

 

Unser Mitgefühl gilt den Menschen

 

„Unser Mitgefühl gilt den Familien der Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben. Unsere Gedanken sind bei den vielen, zum Teil schwer verletzten Menschen“, so Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier gestern Morgen nach Bekanntwerden des Anschlags. Die Landeshauptstadt trauert um die Toten und Verletzten der Gewalttat in Berlin. Die öffentlichen Gebäude in der Landeshauptstadt wehten gestern auf Halbmast.

 

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„Unser Mitgefühl gilt den Familien der Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben. Unsere Gedanken sind bei den vielen, zum Teil schwer verletzten Menschen“ – Schwerins Oberbürgermeister, Rico Badenschier (SPD) setzt die Flaggen vor dem Rathaus auf Halbmast Foto: Landeshauptstadt Schwerin

 

Doch nicht nur das offizielle Schwerin fühlte sich angesprochen. Spontan fanden  sich gestern in den sozialen Netzwerken Schwerinerinnen und Schweriner zusammen, die gestern Abend ein Zeichen setzen. „Ein Licht gegen das Dunkel“, so lautete das Motto der Initiatoren. Um 17 Uhr trafen sie sich vor dem Kristall auf dem Marienplatz. Statt vieler Worte, waren es Kerzen, die eine klare Botschaft ausstrahlen sollen: Wir lassen uns von Terroristen nicht einschüchtern und wir lassen uns auch nicht aufhetzen. Hass ist keine Lösung. Wir sind alle gegen Terroristen, nicht aber gegen geflüchtete Menschen.

 

Haß ist keine Lösung! Schwerinerinnen und Schweriner setzen ein Zeichen Foto: Schwerin-Lokal
Haß ist keine Lösung! Schwerinerinnen und Schweriner setzen ein Zeichen Foto: Schwerin-Lokal

 

Polizei und Stadtverwaltung bauen Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt aus

 

Der Weihnachtsmarkt ist in greifbarer Nähe zu den Kerzenlichtern. Jedem ist an diesem Abend auf ganz bedrückende Weise klar, dass ein Anschlag auf den Schweriner Weihnachtsmarkt genauso wenig ausgeschlossen werden kann, wie an jedem anderen Platz in Deutschland. Niemand muss in Panik verfallen. Jeder muss sich aber bewusst sein, dass der öffentliche Raum in Deutschland ein Sicherheitsrisiko geworden ist.  Ob im Zug, in Bahnhöfen oder Flugplätzen auf Festen und Märkten – eben überall da, wo viele Menschen sind und Terroristen einen möglichst hohen „Body-Count“ durch Anschläge erzielen können.

 

Die Polizeiinspektion Schwerin nimmt die Sicherheitslage daher sehr Ernst und hat das Sicherheitskonzept des Schweriner Weihnachtsmarktes kurzfristig überarbeitet. Der Schweriner Polizeisprecher, Steffen Salow, sagte gegenüber dem Schweriner Fernsehsender TV Schwerin, dass man die Polizeistreifen noch einmal verstärkt habe. Weiter hätte an besonders markanten Punkten des Weihnachtsmarktes Standposten aufgestellt, die sichtbar aufgestellt  und auch entsprechend bewaffnet sind.  Einen Zaun um den Weihnachtsmarkt oder Personenkontrollen, wird vorerst nicht geben. Allerdings bittet die Polizei um erhöhte Wachsamkeit und bittet die Bevölkerung um Mithilfe, verdächtige Dinge zu melden.

Auch die Stadtverwaltung baut noch einmal die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt aus, damit ein Anschlag mit einem LKW ausgeschlossen werden kann. So kündigt Schwerins Baudezernent, Bernd Nottebaum an, dass die Verwaltung zur Sicherheit Poller setzen wird oder an möglichen Einfahrtsschneisen zur Absicherung Fahrzeuge  postiert hat.

Eine erhöhte Gefahr, so die Auskunft des Innenministeriums, bestünde aber zur Zeit für Mecklenburg-Vorpommern nicht.

 

Trotz Betroffenheit auch Vernunft und Besonnenheit

 

Um 18 Uhr  hält Schwerins Domprediger, Volker Mischok eine Andacht auf dem Weihnachtsmarkt. Dabei gedenkt Mischok den Toten, Verletzten und deren Angehörigen. Auch er mahnt zur Besonnenheit und warnt vor Ausgrenzung von Menschengruppen nach der Bluttat in Berlin.

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Domprediger Volker Mischok Foto: Schwerin-Lokal

 

Viele Menschen seien verständlicherweise betroffen nach den Ereignissen von Montagabend. Es müsse aber auch Vernunft und Besonnenheit geben. Zum Schluss Gedenken die Menschen auf dem Marktplatz in einer Schweigeminute den Opfern und ihren Angehörigen in Berlin.

 

Gedenkandacht auf dem Weihnachtsmarkt mit einer Schweigeminute für die Opfer und deren Angehörige in Berlin Foto: Schwerin-Lokal
Gedenkandacht auf dem Weihnachtsmarkt mit einer Schweigeminute für die Opfer und deren Angehörige in Berlin Foto: Schwerin-Lokal

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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